Calls für Themenschwerpunkte
Calls für Themenschwerpunkte
Aufruf zur Beitragseinreichung für ein Sonderheft zur Verknüpfung von Forschungsdatenmanagement und Langzeitarchivierung (14.02.2025)
Das Verhältnis von Forschungsdatenmanagement und Langzeitarchivierung ist in Theorie und Praxis oft ungeklärt. Dabei sind Ähnlichkeiten zwischen beiden unmittelbar ersichtlich. Wesentliche Ziele des Forschungsdatenmanagements (FDM) sind die Nutzbarkeit von Forschungsdaten über den ursprünglichen Projektkontext hinaus sowie die Replizierbarkeit und Nachvollziehbarkeit von Forschungsergebnissen. Und in der Langzeitarchivierung (LZA) ist der langfristige Erhalt der Nutzbarkeit und Interpretierbarkeit über technischen und gesellschaftlichen Wandel hinweg das zentrale Ziel, das weit über reine Speicherkonzepte hinausgeht. Dennoch scheint es wenig gemeinsame Konzepte und Praxis zwischen den FDM- und LZA-Communities zu geben und die Langzeitarchivierung von Forschungsdaten scheint selten verfolgt zu werden.
Unterschiede und Ähnlichkeiten lassen sich in der Entwicklung des FDM und der LZA schnell finden. Sie wurden und werden ‒ zumindest in Deutschland ‒ zu unterschiedlichen Zeitpunkten durch größere Förderprogramme vorangebracht. Die Akteure und Zielgruppen sind zwar unterschiedlich, aber oft liegen sie sozusagen nur auf gegenüberliegenden Seiten desselben Universitätscampus. Das FDM kann je nach Disziplin und auch innerhalb einer Disziplin je nach priorisiertem FDM-Ziel sehr unterschiedlich aussehen, während LZA meist einheitlicher wirkt.
Eine Besonderheit und Herausforderung bei Forschungsdaten liegt aus der Perspektive der LZA sicher darin, dass sie nicht pauschal wie ein weiterer Daten- bzw. Medientyp behandelt werden können. „Forschungsdaten“ sind nicht einfach ein weiterer Typ neben z. B. „Audio-/Videodaten“ oder „Textdaten“. Der Forschungskontext selbst ist das Besondere und durch die Erzeugung oder Verwendung von Daten im Forschungskontext werden die Daten zu Forschungsdaten. Das heißt insbesondere, dass Daten auch nach ihrer Archivierung zu Forschungsdaten werden können, wenn mit ihnen geforscht wird.
Umgekehrt ist im FDM oft unklar, ob, wann und wie Forschungsdaten in die LZA überführt werden sollen. Klar scheint, dass es sich bei FDM und LZA um Aufgaben im selben Lebenszyklus von Daten handelt. Aber ob sie als aufeinanderfolgende Phasen („Erst FDM, dann LZA“) gedacht werden sollten, oder ob nicht in „der ersten Phase“ des FDM schon LZA-Aspekte des Erhalts der Nutzbarkeit genauso berücksichtigt werden müssten, wie „am Ende“ in der LZA auch bereits die FDM-Aspekte des nächsten Forschungsprojekts mitgedacht werden sollten, das bleibt eine theoretische wie praktische Baustelle.
Für ein Sonderheft der Bausteine Forschungsdatenmanagement rufen wir zu Einreichungen von Praxis-, Diskussions- und Forschungsbeiträgen zur Verknüpfung von Forschungsdatenmanagement und Langzeitarchivierung auf. Die Zeitschrift Bausteine Forschungsdatenmanagement wird im Rahmen der DINI/nestor AG Forschungsdaten als Diamond Open Access Journal betrieben und richtet sich an alle Personen, die sich in Theorie und Praxis mit dem Management von Forschungsdaten beschäftigen. Neben dem Austausch zwischen FDM-Praktiker*innen aus Forschung und Forschungsunterstützung soll sie die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Forschungsdaten und Forschungsdatenmanagement befördern.
Beiträge für das Sonderheft können sich unter anderem mit folgenden Fragestellungen und Themenbereichen beschäftigen:
Verhältnis in Theorie und Praxis:
- In welchem Verhältnis stehen FDM und LZA zueinander?
- Welche Schnittmengen und Unterschiede gibt es zwischen ihren Zielen, ihren Grundbegriffen, ihrer Infrastruktur und der Entwicklung ihrer Communities?
- Was können die beiden Domänen voneinander lernen?
Zusammenspiel der Aufgaben:
- Wie funktioniert ein Zusammenspiel zwischen FDM und LZA angesichts zeitlich weit auseinanderfallender Aufgaben innerhalb eines Datenlebenszyklus?
- Wie erfolgt z. B. in der Praxis die Auswahl von Forschungsdaten für die LZA, wenn nicht alles dauerhaft archiviert werden soll oder kann?
- Oder wie wird in der Praxis die Archivfähigkeit und langfristige Nachnutzbarkeit von Forschungsdaten und ihrer Dokumentation im FDM berücksichtigt?
Synergien bei Werkzeugen und Standards:
- Welche Entwicklungen, Empfehlungen oder Konzepte aus FDM bzw. LZA können im jeweils anderen Bereich genutzt werden?
- Können Daten- und Softwaremanagementpläne für die LZA genutzt werden, um Informationen zu Erhaltungszielen und intendierten Nutzungsszenarien zu erfassen und zu übermitteln?
- Können Informationsmodell-Konzepte des LZA-Standards OAIS helfen, die Voraussetzungen für die Nachnutzung von Forschungsdaten besser zu verstehen?
Organisatorische Fragen:
- Wie können sich Organisationen weiterentwickeln, um neue FDM- oder LZA-Aufgaben zu übernehmen, z.B. durch Erweiterung eigener Ziele und Kapazitäten oder durch Kooperationen?
- Wie kann eine Arbeitsteilung innerhalb von Organisationen oder über Organisationen hinweg aussehen?
- Wie kann finanzielle Nachhaltigkeit kombinierter FDM- und LZA-Aufgaben aussehen?
- Welche Rolle spielt LZA bei der Ausbildung von „Data Stewards“ bzw. FDM beim LZA-Fachpersonal?
Einreichungen
Beiträge können bis zum 12. Mai 2025 eingereicht werden und durchlaufen ein nicht-anonymes Peer Review (single-blind) durch jeweils zwei Fachkolleg*innen.
Um Beiträge online einzureichen, müssen Sie registriert und eingeloggt sein. Akzeptiert werden Einreichungen von Praxis,- Diskussions- oder Forschungsbeiträgen.
Details zur Beitragseinreichung entnehmen Sie bitte der Webseite der Bausteine Forschungsdatenmanagement: https://bausteine-fdm.de/about/submissions.